Weihnachten

Wir haben das Büro aufgeräumt. Kein Zettelchaos mehr auf den Schreibtischen, keine Teetassenränder, keine überquellenden Papierkörbe, keine Post-its, die in allen Farben überall herumkleben mit Textbausteinen wie Lektorat “Keep on” wer? oder Glühweinnachschub, keine Praktikantenbewerbungen mit Randnotizen wie Sieht heiß aus, zum Vorstellungsgespräch einladen! oder Hab ich auf FB gecheckt, nee danke!, sogar Franzis großer Orgakalender in Konferenzraum B wurde für ein paar Tage entfernt. Weil wir jetzt weihnachtsbereit sind.

Statt all dieser Dinge also: ein Topf mit Jennys Spezial-Glühweinmischung auf dem Herd in der Teeküche, der Geruch von Schoko- und Orangenkuchen und Julias Ingwerkeksen, ein paar Tannenzweige und Kerzen hier und da, alle angezündet. Durch die Räume schallt Kiras Weihnachtsplaylist, die auf das erste Hören vielleicht nicht so wirklich weihnachtlich wirkt, dafür aber sehr stimmungsvoll. Und unter dem winzigen eingetopften Weihnachtsbaum liegen Geschenke. Alle wunderschön verpackt, besonders die von Daniela, die erkennt man immer auf den ersten Blick.

Wir sind ein bisschen bedächtig heute.
Für uns alle war es ein besonderes Jahr. Anstrengend. Emotional. Furchteinflößend. Die Welt verändert sich, das meiste davon scheint jedoch so unerreichbar weit entfernt und gleichzeitig viel zu nah, doch jenseits unseres Einflussbereiches. Bisher sind wir zumindest beruflich allein in ihr geschwommen. Haben alle ähnliche Kämpfe ausgefochten.

Manchmal können wir selbst kaum glauben, dass wir uns erst vor einem guten halben Jahr in einem Facebook-Chat begegnet sind (einige von uns davor auch schon im echten Leben), dass wir anfingen als fünf Autorinnen, die sich während des Schreibens gegenseitig motivierten und manchmal ein bisschen aus ihrem Leben plauderten. Das tun wir natürlich immer noch. Deshalb stehen in der Teeküche auch die gemütlichsten Stühle. Doch wie von selbst sind wir zusammengewachsen. Weil man nicht permanent allein kämpfen kann. Weil es wichtige Bücher gibt wie Es war einmal Aleppo, die unbedingt in die Welt müssen und von so vielen Menschen wie möglich gelesen werden sollten, und weil es schöne Bücher gibt wie Keep on Dreaming, die leichte, flatternde Freude ins Herz zaubern. Und sie sind erst der Anfang.

Wir hoffen, ihr habt alle solche Menschen, zu denen ihr euch zurückziehen könnt. Die euch aufmuntern, wenn ihr Trost braucht, die mit euch schimpfen, wenn ihr zu pessimistisch werdet, die mit euch durch euer Leben gehen. Auf welche Weise auch immer.

Musik. Kerzen. Glühwein. Kuchen. Ab und zu ein Lachen. Ab und zu ein Schweigen.

Wir wünschen euch allen wundervolle turbulente, leise Weihnachten!

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